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Studiensammlung Kern Aarau

Kern & Co. AG - 1819 bis 1991 in Aarau
Werke für Präzisionsmechanik, Optik und Elektronik
Studiensammlung ab 2009 im Stadtmuseum Aarau

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Der goldene Zirkel, um ihn geht es in einem Film zum Einbruch bei Kern Aarau.

Das Reisszeug-Set mit den vergoldeten Teilen, persönlich signiert von Peter Kern.

04/2025: Der goldene Zirkel

Jakob Kern gründete die Firma Kern 1819 in Aarau als Zirkelschmied. Heute kaum vorstellbar, dass damals die Zirkelteile auf einem Amboss geschmiedet wurden.

Neben vielen andern Produkten der Feinmechanik, der Optik und der Elektronik, welche später im Fabrikationsprogramm dazu kamen, blieb Kern der Entwicklung und der Produktion von Zirkeln und ganzen Reisszeugen über 170 Jahre lang treu.

Im Jahr 1969 feierte Kern das 150jährige Jubiläum. Zu diesem Anlass wurde der Film Vermessung am Beispiel Strassenbau produziert. Er behandelte die Bereiche Vermessung und Photogrammmetrie. Die Reisszeuge waren zwei Jahre später im Film Der goldene Zirkel das Thema. Zwei Ganoven brechen bei Kern ein und stehlen aus einem Tresor einen goldenen Zirkel. Bis es soweit ist, erleben sie in Werkhallen, Büros und Schulstuben einige Abenteuer. Der Film vermittelt Einblicke in die Produktion, das Sortiment und den Einsatz von Reisszeugen.

Als eine weitere einmalige Aktion zum Goldenen Zirkel wurden zur selben Zeit die Teile eines speziellen Sets an Reisszeugen vergoldet und in einem von Direktor Peter Kern, dem Delegierten des Verwaltungsrates, handsignierten Etui an ausgewählte Mitarbeitende abgegeben.

Von der Condor-Film AG Zürich, 1971 produzierte Werbefilm (Teil 1 auf Vimeo),

mit den Darstellern Emil Steinberger und Hans Wyprächtiger.

Dem goldenen Zirkel galt der Einbruch bei Kern Aarau.

Die Geschichte endet im Gefängnis beim Zeichnen mit den goldenen Werkzeugen (Teil 2 auf Vimeo)

Die handliche Stereo-Kleinbild-Kamera mit "zwei Augen"

Bildstreifen der SS Small Stereo. Die Genialität bestand darin, die Stereo-Bildpaare auf dem Filmstreifen mit 64 mm Augenabstand filmsparend versetzt abzubilden…

…und sie im speziellen Betrachter aufrecht anzuschauen. Das durchdachte System vermied das lästige Zuschneiden der Filmstreifen für die Betrachtung, wie es bei anderen Herstellern üblich war.

03/2025: SS Smal Stereo von 1932 – die letzte Kern Kamera

Stereobilder waren und sind faszinierend – sie erwecken beim Betrachten einen räumlichen Eindruck, anders als die Betrachtung eines Einzelbildes.

Für stereoskopisches Sehen benötigt man zwei Bilder, aufgenommen von seitlich versetzten Standorten. Beim Betrachten der Bilder mit je einem Auge entsteht die räumliche Tiefenwirkung.

Mit der Stereo-Kleinbild-Kamera SS Small Stereo von Kern werden die erforderlichen zwei Bilder mit zwei um den durchschnittlichen menschlichen Augenabstand von 64 mm seitlich versetzten Kameras gleichzeitig aufgenommen. Beide Kameras sind im gleichen Gehäuse untergebracht. Verschlüsse und Blenden sind miteinander gekuppelt, so dass sie gemeinsam eingestellt und ausgelöst werden, was auch die Aufnahme von bewegten Motiven erlaubt.

Die von Kern ab 1932 produzierte Stereo-Kamera SS Small Stereo (in Französisch Super Stereo) besitzt zwei Objektive, Kernon Anastigmat 1:3.5-16 mit 35 mm Fixfokus. Die Objektive bieten dank der kurzen Brennweite eine sehr gute Schärfentiefe ab 1.2 m - ∞ bei Blende 12.5 bzw. 4 m - ∞ bei Blende 3.5 und eine Verschlusszeit bis zu 1/300 s, gleich wie die damalige Leica I.

Wie die Leica I nutzte die SS Small Stereo als erste Kamera der Firma Kern das 35 mm-Kleinbildformat. Statt dem gebräuchlichen 24 x 36 mm Bildformat verwendet die SS Small Stereo jedoch das Bildformat 20 x 20 mm. Zwischen ein Stereo-Bildpaar im Bildabstand von 64 mm passen daher zwei weitere Bilder. Nach jeder Aufnahme wird der Film um zwei Bilder (42 mm) transportiert. Bis auf je eine Lücke am Anfang und Ende des Filmes wird der Film dadurch lückenlos gefüllt – eine geniale Idee, von Kern meisterhaft umgesetzt.

Ein detaillierter deutscher Bericht von 1933 erwähnt wohlwollend "Damit hat die Firma Kern für den Stereofreund eine Art Leica geschaffen". Nebst der Kamera (damals stolze 480 CHF, heute wären das ca. 4‘000 CHF) gehört noch ein Stereobetrachter (180 CHF) und ein Kopiergerät zu dieser Systemkamera. Der Kundschaft wurde sie mit einem ausführlichen Prospekt schmackhaft gemacht.

Leider konnte auch dieses Neuprodukt die Kamera-Sparte nicht retten – es herrschte Weltwirtschaftskrise. Auch die übrigen Kern-Kameras waren nicht mehr konkurrenzfähig, die Kamera-Fertigung wurde daher bereits 1935 eingestellt. Die Faszination für die Stereofotografie jedoch bleibt.

Das Bild rechts ist verlinkt auf den Prospekt der Stereo-Kleinbild-Kamera Kern SS von 1932.