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Studiensammlung Kern Aarau

Kern & Co. AG - 1819 bis 1991 in Aarau
Werke für Präzisionsmechanik, Optik und Elektronik
Studiensammlung ab 2009 im Stadtmuseum Aarau

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Historische Vermessungsinstrumente als Sammelobjekte

Die Motive für das Sammeln historischer Vermessungsinstrumente sind so vielfältig wie der Personenkreis, der sich dieser Leidenschaft hingibt. Dieser Kreis geht weit über den Berufsstand der Vermessungsfachleute hinaus. Vielleicht stehen sogar die ansehnlichsten und wertvollsten Sammlungen bei berufsfremden Interessenten. So unterschiedlich die Motive der Sammler jedoch auch sein mögen; letztlich sind es der ästhetische Reiz, die gelungene schöne Verbindung von Zweck, Form und Material, von Präzision und Stilgefühl, die historische Vermessungsinstrumente als Sammelobjekte so beliebt machen.

Titelbild des Preis-Courant, des Gesamtkataloges von 1897 der Firma Kern & Co. Aarau. Die abgebildeten Medallien waren Auszeichnung an bedeutenden nationalen und internationalen Ausstellungen

Borda-Kreis, 1835 geliefert an General Dufour

Anlass zu dieser Zusammenstellung war ein Artikel von Helmut Baden, erschienen in der damaligen Fachzeitschrift Vermessung Photogrammmetrie Kulturtechnik, heute Geomatik Schweiz, vom März 1992. Er basiert auf einem Vortrag, gehalten an der Ordentlichen Mitgliederversammlung des Förderkreises Vermessungstechnisches Museum e. V. am 18. Februar 1991 in Dortmund. Seine treffenden, zum Teil pointierten Aussagen lösten lebhafte Diskussionen aus.
Wir hoffen sie tun das auch heute noch.

Dies sind Links zu Zitaten aus dem Artikel.

Die Abbildungen mit ihren Legenden sind Beispiele aus der Studiensammlung Kern, von Angeboten aus Internetbörsen oder Anfragen von Sammler und Interessenten für An- oder Verkäufen auf der Kontaktseite

Kunstgegenstände

Strittig bleibt zunächst die Frage, ob ein historisches Instrument als ein Kunstgegenstand betrachtet werden kann.

Borda-Kreis, eines der ältesten Instrumente der Sammlung Kern, 1835 geliefert an General Dufour für die Erstellung der Triangulation Primordiale der Schweiz, 1997 fachgerecht restauriert, gereinigt, nachpoliert und mit Schutzlack überzogen, Zustand optimal, betriebsfähig

Inv. Nr.225, Sammlung Kern

Selbstverständlich fällt es Kunsthistorikern leichter, eine Ornamentierung einer bestimmten Stilepoche zuzuordnen, als zum Beispiel die Funktionsweise eines Repetitionstheodoliten zu erklären.

Präzisionsnivellier-Instrument, bestellt von der schweizerischen geodätischen Kommission für das erste schweizerische Präzisionsnivellement. Erste Beschaffung 1864. Restauriert 1989, mechanisch und optisch optimal

Inv. Nr. 224, Sammlung Kern

Wenn ich einmal von den grossen astronomischen Instrumenten absehe, so sind unter der Vielzahl von wissenschaftlichen Instrumenten vom Standpunkt der Mechanik der Theodolit und vom Standpunkt der Optik das Mikroskop die "Krone der Schöpfung".

Kern Theodolit mit der Nr. 20461 von 1912: Ein ausgesprochen schöner und guterhaltener Triangulationstheodolit. Die unterschiedlichen Oberflächen: lackiert, geschwärzt und mattem Messing sind nicht zufällig oder in gestalterischer Absicht, sondern funktionell gewählt

Geschenk an die Sammlung Kern

Vor dem Vergessen bewahren

Was bei den Römern zu erforschen ist, läuft nicht mehr weg, während die Quellen zur Erforschung unserer jüngsten Vergangenheit von Tag zu Tag mehr versiegen. Oder: Über das Naheliegende wissen wir weniger als über die alten Römer.

Geologen Kippregel Nr. 24972, 1922, in sehr gutem Zustand, offenbar ungebraucht, betriebsfähig. Die Fähigkeit von Kern zu miniaturisierten Instrumenten zeigt sich an dieser Kippregel deutlich

Inv. Nr. 216 Sammlung Kern

Instrumente als Leitfossilien

Wie in der Geologie Leitfossilien Auskunft geben über das Alter von Gesteinsschichten, so geben historische wissenschaftliche Instrumente Auskunft über den Stand von Wissenschaft und Technik zu einer bestimmten Zeit in einem bestimmten Land.

Das älteste noch vorhandene Auftragsbuch Nr. 17 der Sammlung Kern enthält Aufzeichnungen über Bestellungen, Lieferung und Reparaturen von 1878 bis 1880. Ab 1895 erhielt jedes hergestellte Vermessungsinstrument eine Nummer. Unter dieser Nummer findet man in den noch vorhandenen Nummernbüchern viele interessante Details zu diesem Gerät (Auftraggeber, Preis, Lieferdatum, Ausrüstung, Zubehör), einmalige Hinweise für Sammler

Gibt es Fälschungen?

Gelegentlich wird die Frage gestellt, ob es auf dem Markt für alte Vermessungsinstrumente Nachbauten oder Fälschungen gibt. Mir sind keine bekannt.

"This reproduction 8" brass surveying Theodolite is similar to those used in the mapping of the National Parks of America. This beautiful display piece measures approximately 8" tall when the telescope is parallel to the ground"

Als Reproduktion deklarierter 8" Theodolit, wie er häufig auf Internetbörsen angeboten wird. Er deckt genau die Bedürfnisse der ahnungslosen "Sammlers" ab: in Messing und auf Hochglanz poliert, US$ 110.--

Originaltext des Angebotes:

"Sehr schöner Messing-Theodolit mit Holzbox mit Gravur "Ross London". Bei diesem Theodoliten handelt es sich um einen älteren detailgetreuen Nachbau dieser legendären Theodoliten, welche im Original nur noch in Museen zu finden sind", Euro 289.--

Originaltext des Angebotes:

"Décoration SEXTANT THEODOLITE AVEC BOUSSOLE appareil de navigation marine en LAITON, Produit neuf. Dimensions: Hauteur 13cm / Diametre 11,5cm", Euro 89.--

Dieser sehr schöne Einstützen-Theodolit, von unbekanntem Hersteller ist so zierlich und filigran ausgearbeitet, dass er möglicherweise fürs Büchergestell und nicht für den Feldgebrauch hergestellt wurde?

Inv. Nr. 228 Sammlung Kern

Der Hersteller dieses Theodolits ist nicht bekannt. Die Gravur "Carl Ebner jr. Schaffhausen" wurde vom Händler angebracht (Schweiz. Polytechnisches Versandgeschäft)

Sammlung Kern

Dieser Einstützen-Theodolit mit der Gravur "Kern & Cie. Aarau Suisse" kann nicht eingeordnet werden. Die Bauart und der sehr massive Aufbau sprechen nicht für Kern. Ein Prototyp, Nachbau oder halt doch eine Fälschung?

Strichpolitur und Lackierung

Die alten Handwerker legten auf die Oberflächengestaltung ihrer Instrumente grössten Wert. Sie diente nicht nur dem Oberflächenschutz, sondern war auch ein Werbemittel.

Bei diesem Kern-Repetitionstheodolit aus dem Jahre 1906 wurde die ursprünglich grüne Farblackierung abgelaugt und damit seine Originalität unwiederbringlich zerstört

Kern Repetitions-Theodolit Nr. 28349 von 1931, guter Zustand, Gebrauchsspuren

Inv. Nr. 217, Sammlung Kern

Wartung und Pflege

Historische wissenschaftliche Instrumente sollten möglichst in gleichmässig temperierten dunklen Räumen aufbewahrt werden.

Diese Forderung wiederspricht den Absichten des Sammlers. Hat man schon eine schöne Sammlung zusammengetragen, wirkungsvoll präsentiert und aufwändig dokumentiert, möchte man sie doch einem möglichst breiten und interessierten Publikum zugänglich machen

Beispiel: Vermessungsamt der Stadt Bern

Preisentwicklung

Sicher ist nur, dass die Sammelstücke stets soviel kosten werden, wie die Sammler bereit sind, dafür zu bezahlen. Ein starkes Motiv für das Sammeln von historischen wissenschaftlichen Instrumenten dürfte die Erkenntnis sein, dass die von diesen Instrumenten ausgehende Faszination alle künstlich geschürten Nostalgiewellen überleben wird.

In den Auftrags- und Nummernbücher ab 1878 sind neben den genauen Instrumentenbeschreibungen auch die Preise für die Geräte, Zubehör und Zusatzausrüstungen enthalten. Sie geben Hinweise auf die damalige Marktsituation

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